03.11.2021
Eine Definition von "WebXR" in wenigen Worten ist schwierig. Grundsätzlich können wir erst mal sagen, dass mithilfe von WebXR zwei Technologien gebündelt werden können: Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR).
Genauer gesagt ist WebXR ein relativ neuer Technologie-Standard, der eine webbasierte Kombination von AR und VR-Anwendungen erlaubt. Damit ist WebXR die nächste Phase, in der WebVR und AR in einer einzigen Programmierschnittstelle - oder API (Application Programming Interface) - kombiniert werden.
WebXR-Apps sind also eine Verbindung von AR & VR.
Virtual Reality (VR) ist vielen ein Begriff. Diese Technologie erlaubt es uns, in virtuelle Realitäten einzutauchen. Wir können mithilfe von VR-Brillen durch ein Museum gehen, aus einem Flugzeug springen oder auf einem Drachen durch die Luft fliegen. Eine computergenerierte Wirklichkeit, die uns zu einer Interaktion mit eben dieser virtuellen Realität auffordert - und uns die Welt um uns herum vollkommen ausblenden lässt.
Augmented Reality (AR), also die erweiterte Realität, zielt hingegen darauf ab, der echten Welt Zusatz-Features zu verleihen. Die Wirklichkeit wird um zusätzliche Informationen, Bilder oder Werkzeuge erweitert, was im weiteren Verlauf dieses Beitrags anhand der aktuellen Beispiele der Google WebXR-Apps tiefergehend erläutert wird.
Um zu verstehen, was WebXR genau bedeutet und wie diese Technologie funktioniert, müssen wir zunächst den Vorgänger näher beleuchten: WebVR.
WebVR ist eine Programmierschnittstelle, durch die ein Browser auf externe Geräte zugreifen kann, die VR-kompatibel sind. Das heißt, dass Virtual Reality nur mithilfe dieser WebVR-Technologie erstellt und genutzt werden kann. Die WebVR API hat es also überhaupt erst möglich gemacht, virtuelle Realität ins Internet zu bringen und zugänglich zu machen. Deshalb gilt sie als Vorgänger der WebXR Device API.
Da sich WebVR aber nur mit Virtual Reality beschäftigt, konnten dementsprechend keine AR-Anwendungen erstellt werden. Augmented Reality spielt allerdings jetzt schon eine große Rolle und gilt auch für die Zukunft als sehr bedeutend, weshalb unter anderem Google diese erweiterte Realität in neue Technologien implementiert. Ziel ist es, dass jeder mit einem Android-Smartphone AR und VR erleben kann. Dafür werden die Technologien im WebXR zusammengeführt.
Augmented und Virtual Reality funktionieren nur, wenn eine entsprechende Anwendung in Kombination mit der passenden Hardware vorhanden ist. Für Virtual Reality sind eine installierte Anwendung und eine kompatible VR-Brille nötig - für AR mindestens ein Smartphone und die entsprechende App, die ebenfalls auf dem Endgerät installiert werden muss.
WebXR funktioniert losgelöst von dieser festen Symbiose von Anwendung und Hardware: Möglich wird das durch die Bereitstellung von WebXR-Apps im Web. So können AR und VR-Anwendungen in Websites oder Web-Apps integriert und über den Browser erreichbar gemacht werden. Dadurch sind Download und Installation einer Anwendung nicht mehr nötig.
An dieser Stelle ist es jedoch wichtig zu sagen, dass ein optimales Erlebnis - also die beste User Experience - nur mit einer Datenbrille garantiert werden kann, weil wir nur so von der Außenwelt abgeschirmt werden und vollkommen in andere Realitäten eintauchen können. Vor allem VR kann ihr volles Potenzial nur via VR-Brille entfalten.
Technologien und digitale Produkte sind kaum bis gar nicht greifbar. Das macht es schwierig, sich die genauen Anwendungsbereiche vorzustellen. Deshalb möchten wir Ihnen an dieser Stelle ein praktisches Beispiel für eine WebXR-App geben:
Sie sehen online ein Möbelstück, das Ihnen gefällt. Sie wissen aber nicht, ob es in Ihre Wohnung passt. Stellt der Onlineshop eine WebXR-Anwendung bereit, können Sie die Kamera Ihres Tablets oder Smartphones auf die jeweilige Stelle im Raum richten, wo das Möbel hin soll - und sofort erscheint es auf dem Display.
Vereinzelt werden solche Apps schon angeboten, oft haben sie aber noch einige Schwächen und funktionieren nicht richtig. Eine gut funktionierende Anwendung kann aber dafür sorgen, dass Unternehmen sich und ihre Produkte im Web deutlich besser darstellen und für Kund:innen greifbarer machen können.
Auf der Plattform "Experiments with Google" werden neue Technologien präsentiert, wozu auch die "WebXR Experiments" gehören. Google stellt eine Sammlung von WebXR-Apps vor, um zu zeigen, was mit dieser neuen Technologie möglich ist. Dabei geht es um hilfreiche Tools, aber auch um spielerische Erfahrungen und darum, mithilfe der WebXR-Apps in eine virtuelle Umgebung einzutauchen, heißt es in einem kurzen Bericht aus dem Google Creative Lab.
Die WebXR-Apps, die auf Experiments with Google gelauncht werden, sollen den Nutzer:innen ganz neue Möglichkeiten eröffnen, um ihre Umwelt wahrzunehmen oder Informationen zu erhalten. Dafür brauchen sie ein Android-Gerät und die aktuellste Version des Google Chrome-Browsers.
Einige der WebXR-Projekte des Google Creative Lab stellen wir Ihnen im Folgenden näher vor. Einen Trailer, um eine bessere Vorstellung der WebXR-Experimente zu bekommen, gibt es HIER.
Die Anwendung Measure Up macht es möglich, dass wir mit unserem Handy die Länge, Fläche und das Volumen von Gegenständen oder Menschen in unserer Nähe ausmessen können - ohne dass wir dafür ein Maßband brauchen. Richte ich meine Handy-Kamera also beispielsweise auf einen Mülleimer, zeigt mir die WebXR-App alle Abmessungen des Mülleimers auf dem Display an. Möchte ich wissen, wie groß jemand ist, halte ich das Smartphone in dessen Richtung und Measure Up gibt mir die entsprechende Information.
Im Zuge der Corona-Krise ist immer wieder auf die AHA-Regeln hingewiesen worden. Das erste "A" steht für "Abstand" - und genau um den geht es bei Sodar. Die Anwendung kann soziale Distanz (Social Distancing) sichtbar machen. Ich halte mein Smartphone in irgendeine Richtung und die Kamera erfasst mein Umfeld wie bei einem ganz normalen Foto oder Video. Die WebXR-App sorgt durch AR allerdings dafür, dass mir zusätzlich eine Markierung - oder eine Art Radar - auf meinem Display angezeigt wird. Diese Linie zeigt eine exakte Zwei-Meter-Distanz zum nächsten Gegenstand oder Menschen.
Floom ist eine besonders kreative WebXR-App. Sie soll uns neue Möglichkeiten aufzeigen, um unseren Planeten zu entdecken. Das Ganze funktioniert dank WebXR und Google Maps. Die erweiterte Realität zeigt uns, was genau in diesem Moment - vom eigenen Standpunkt aus gesehen - auf der gegenüberliegenden Seite der Erde ist.
Die Orte, die sich auf der Erdkugel geografisch gegenüberliegen, nennt man auch Antipoden: Floom ist also eine Art Antipoden-Karte. Die Anwendung gräbt sich durch die AR-Technologie virtuell geradeaus durch die Erdkugel hindurch und zeigt uns, während unsere Smartphone-Kamera auf den Boden gerichtet ist, den Ort auf der anderen Seite.
Ein Beispiel: Berlin liegt dem Südpazifik gegenüber, Sie würden also im Wasser landen. Das ist allerdings in den meisten Fällen so. Egal, ob Sie in Amerika, Afrika oder Europa anfangen würden zu "graben". Von Spanien aus landen Sie noch in Neuseeland, von fast allen anderen Punkten aus südöstlich der Küste von Neuseeland, also im Südpazifik.
Google nutzt die Plattform nicht nur für eigene Ideen. Seit 2009 haben schon Tausende Programmierer:innen ihre Experimente gelauncht - darunter seit einigen Jahren auch immer wieder WebXR-Experimente. Jeder kann seine eigenen Ideen einreichen, nutzbar mit Chrome oder Android. Das sorgt dafür, dass immer wieder neue Experimente auf der Plattform zu finden sind: Für WebXR-Interessierte lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf Experiments with Google. Dort finden Sie aktuelle Projekte, die getestet werden können und sollen.
Wichtig ist, dass die Ideen innovativ und ansprechend sind, sagt das Unternehmen selbst: "We're looking for projects that push the boundaries of what code can do." Google fordert die Nutzer:innen dazu auf, sich die neuen WebXR-Apps anzuschauen, zu testen und auch eigene Anwendungen mit Zugriff auf die API einzureichen.
Die WebXR-Technologie soll Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) webfähig machen. Heißt, dass die WebXR-Apps letztendlich über einen Browser und damit gleichzeitig auch über verschiedene Endgeräte abgerufen werden können. Dadurch können sie in Websites oder Webanwendungen implementiert werden und sind plattformunabhängig - ähnlich wie andere Cross-Platform-Apps.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass WebXR-Apps nicht installiert werden müssen. Sie können außerdem sowohl mit entsprechender Hardware als auch ohne genutzt werden. Eine Chance für Unternehmen, ihre Produkte für potenzielle Kund:innen greifbarer zu machen.
Es beschäftigen sich allerdings noch immer nicht alle Anbieter von Webbrowsern mit der WebXR-Technologie: Google Chrome, Mozilla Firefox, Oculus Browser und Microsoft Edge gehören zu denen, die die Mixed Reality bereits unterstützen.
Bei Interesse bekommen Sie einen weiteren Eindruck von WebXR durch ein Mozilla-Video das zeigt, wie die Technologie im Browser aussehen kann.
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