Usability Testing

Usability Testing: Die Benutzerfreundlichkeit testen

16.11.2022

Warum die Nutzerfreundlichkeit testen?


Wer eine App, Website oder Software entwickeln lässt, investiert viel in seine Idee: Gedanken, Zeit und Geld. Damit diese Investitionen am Ende nicht umsonst gewesen sind, sollte die Anwendung:

  1. einwandfrei funktionieren und
  2. gut bei den Nutzer:innen ankommen.

Um das zu gewährleisten, kommt man an Usability Testing (UX-Test) kaum vorbei. Nur wenn wir die Benutzerfreundlichkeit testen, können wir herausfinden, ob das Produkt wie gewünscht funktioniert. Und was am wichtigsten ist: Ob es bei denjenigen, die es nutzen sollen, gut ankommt.

Dazu kommt die Tatsache, dass der Wettbewerb in der Regel sehr hoch ist. Welches Unternehmen steht mit seinem Produkt oder einer Idee heutzutage schon noch allein auf weiter Flur? Vermutlich die wenigsten. Deshalb ist es auch für den Wettbewerbsvorteil wichtig, sich um die Benutzerfreundlichkeit zu kümmern.

Was wir tun

Als Entwickler schauen wir uns in erster Linie alles Technische an und prüfen, ob jede Funktion so läuft, wie sie soll. Das passiert sowohl während der Programmierung als auch nach Fertigstellung des Produkts.

Natürlich beziehen wir die Usability im Rahmen des UI/UX-Designs von Anfang an in den Entwicklungsprozess mit ein und checken die Anwendung im Hinblick auf Klickwege, Anwendbarkeit und die generelle Benutzerfreundlichkeit. Wir sind aber in der Regel so tief in der Materie drin, dass gewisse Vorgänge für uns ggf. selbstverständlich sind - für den Laien aber nicht.

Heißt also, dass das UX-Testing durch uns als Entwickler die eine Sache ist.

Was noch wichtig ist

Die andere Sache ist das Usability Testing durch eine Gruppe von zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern, die womöglich noch ganz andere Dinge aufdecken. Das muss allerdings getrennt von unseren Leistungen als Developer beauftragt werden.

Die Usability ist extrem wichtig dafür, dass eine Anwendung, Webseite oder Software gut angenommen und im Sinne des Erfinders genutzt wird. Egal, in welchem Rahmen man eine Anwendung entwickeln lässt: Die Menschen müssen sich intuitiv und schnell damit zurechtfinden, um sie gerne zu nutzen.

Grafik mit X- und Y-Achse und einem aufsteigenden, hellblauen Pfeil.
Usability Testing

Wenn mich die Navigation verwirrt, die Ladezeiten ewig lang sind oder ich nicht schnell genug ans Ziel komme, bin ich genervt und habe keine Lust mehr, das Produkt zu nutzen. Wenn ich auf der Arbeit mit meiner Software nicht zurechtkomme, leidet meine Produktivität und die Lust an meiner Arbeit. Wenn die Social-Media-App unübersichtlich ist und nicht die gewünschten Funktionen bietet, macht es keinen Spaß, sie zu bedienen. Und wenn ich in einem Onlineshop an zig Stellen hängen bleibe, kaufe ich lieber woanders. All das gilt es unbedingt zu vermeiden.

Details zur Usability als Erfolgsfaktor und viele weitere Informationen rund um das Thema UX gibt es in unserem Text zum Unterschied zwischen User Interface (UI) und User Experience (UX).

Methoden für das Usability Testing

Für eine gute Usability müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Es gibt keine starren Vorgaben für das Usability Testing, aber verschiedene UX-Methoden, die man einsetzen kann.

Anwendungen können einerseits agil, also schon während der Entwicklungsphase getestet werden. So gibt es ein direktes und kontinuierliches Feedback. Das hat den Vorteil, dass etwaige Verbesserungsvorschläge sofort umgesetzt werden können. Oder sie werden erst dann getestet, wenn die Programmierung abgeschlossen ist. Oder beides. 😉

Ebenso kann vor Ort oder aus der Ferne getestet werden. Je nachdem, für welche UX-Methode man sich entscheidet.

Vor Ort

Es kann ein Vorteil sein, Menschen direkt ins Gesicht zu schauen, während man sie interviewt. Oder über die Schulter, während sie eine Anwendung oder Software testen. Man sieht die Klickwege, wie gescrollt wird, wo es hakt und wo das Produkt den Ansprüchen der Nutzer:innen möglicherweise nicht gerecht wird.

Bekommen sie Aufgaben gestellt, können die Lösungswege direkt verfolgt werden. Eine Aufgabe könnte es beispielsweise sein, in einem Onlineshop etwas Bestimmtes zu finden und zu kaufen - oder in einer Software eine spezielle Funktion auszuführen.

Remote

Es kann aber auch aus der Ferne getestet werden, wobei dann alle Beteiligten räumlich voneinander getrennt sind. Das macht es deutlich schwieriger, in Echtzeit zu tracken, wo für die Testpersonen Probleme auftauchen. Remote kann aber auch Vorteile haben, zu denen wir im Folgenden kommen.

Die UX-Methoden im Detail

Zum einen ist es wichtig, eine geeignete Testmethode auszuwählen, um die Benutzererfahrung zu optimieren und sicherzustellen, dass das Produkt den Bedürfnissen der Benutzer:innen entspricht. Zum anderen ist bei jeder UX-Methode eine Sache ganz entscheidend: Die richtigen Tester:innen finden!

Es sollte eine repräsentative Gruppe von Menschen sein, die der Zielgruppe entsprechen. Wenn ich eine Software für ein Bauunternehmen programmieren lasse, bringt es natürlich gar nichts, wenn sie von Angestellten aus der Gastronomie getestet wird. Hat man die passende Gruppe gefunden, greifen die verschiedenen Möglichkeiten des Usability Testings.

Fokusgruppen

Mithilfe einer Fokusgruppe können Vorschläge, Wünsche, Meinungen und Anforderungen gebündelt eingeholt werden. Es ist eine moderierte Gruppendiskussion mit Menschen, die das Produkt nach dem Launch tatsächlich nutzen. Solche Gespräche werden oft aufgezeichnet, damit sie hinterher in Ruhe ausgewertet werden können.

Diese Art des Usability Testings kann schon während der Entwicklungsphase durchgeführt werden. Es gibt Unternehmen wie TestingTime, die sich genau darum kümmern: Die richtigen Testpersonen für verschiedene UX-Methoden zu finden.

Interviews

Eine weitere Möglichkeit sind Interviews. Im Gegensatz zur Fokusgruppe werden Interviews im Rahmen eines Usability Testings in der Regel 1:1 geführt. Ob das persönlich, telefonisch oder per Videocall passiert, ist dabei zweitrangig. Entscheidend ist, dass in einem solchen Einzelgespräch gezielte Fragen gestellt und von der Person offen und ehrlich beantwortet werden.

So können alle möglichen Emotionen, Bedürfnisse oder Komplikationen herausgearbeitet werden, die mit der Nutzung eines Produkts einhergehen.

Tagebücher

Natürlich sollte alles, was von den Nutzerinnen und Nutzern als Feedback kommt, erfasst werden. Nur so behält man den Überblick, kann die Ergebnisse vernünftig auswerten und Verbesserungen durchführen. Tagebuchstudien bieten die Möglichkeit, sehr detaillierte Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Testpersonen zu bekommen.

Sie dokumentieren alles, was ihnen während der Nutzung einer Anwendung auf- oder einfällt über einen längeren Zeitraum hinweg selbst. Durch diese Chronologie können Veränderungen im Denken oder bzgl. der Nutzung besser nachvollzogen werden.

Es kann auch helfen, einen Fragenkatalog zu erstellen, um die Ansprüche der Zielgruppe besser zu verstehen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Fragen kurz, prägnant und verständlich formuliert sind. Tagebuchstudien nehmen dementsprechend viel Zeit in Anspruch.

Eyetracking

Das Eyetracking ist eine sehr technische Methode, um die Usability zu erfassen. Man kann es sowohl im Labor als auch virtuell durchführen.

Im Labor kann mithilfe entsprechender Technologie sehr genau verfolgt werden, wohin die Blicke der Testpersonen während der Nutzung einer App, Website oder Software gehen. Dadurch kann die Reihenfolge ausgemacht werden, in der jemand die verschiedenen Elemente auf einer Benutzeroberfläche wahrnimmt, ob die Person durch etwas abgelenkt wird und wie lange sie ein bestimmtes Element fokussiert.

Virtuelles Eyetracking bedeutet, dass dieser Vorgang mit einer Software konstruiert, also künstlich hergestellt wird.

Pro: Eine Software arbeitet deutlich schneller als der Mensch und liefert ziemlich zuverlässige Ergebnisse.

Kontra: Das Software-Tracking ist nicht allumfassend. Einzelne Seiten können zuverlässig analysiert werden, ein Tracking vom Scroll- oder Blickverhalten wie bei Menschen ist aber nicht möglich.

Onsite-Abfrage

Hierbei werden Informationen online abgefragt. Dazu muss ein Fragebogen in die Anwendung oder Seite implementiert werden, um die es geht. Dort können die Fragen von den Nutzer:innen direkt - onsite - beantwortet werden. Besucher:innen einer Webseite können zum Beispiel durch ein Popup dazu aufgerufen werden, an der Umfrage teilzunehmen. Es besteht allerdings auch die Gefahr, dass das schnell weggeklickt wird.

Das sind schon einige Möglichkeiten für das UX-Testing und es gibt noch mehr. Wichtig ist bei jeder einzelnen Methode, dass die Testpersonen dazu in der Lage sind, ihre Erfahrungen, Wünsche und Probleme ganz genau zu erfassen, sie zu beschreiben und je nach Methode auch selbst zu dokumentieren.

Ein zusätzlicher Aspekt, der nicht direkt unter Usability Testing fällt, aber dennoch mit einbezogen werden sollte, ist die Barrierefreiheit. Viele Informationen rund um die Barrierefreiheit im Internet gibt es in unserem Text zur barrierefreien Website: Hintergründe & Vorgaben.

Benchmark-Test

Ein Benchmark-Test ist eine Methode des Usability-Testings, bei der die zu testende Anwendung mit einer ähnlichen, bereits existierenden verglichen wird. Bei solchen Benchmark-Tests können ganz unterschiedliche Aspekte eines Produkts verglichen werden:

  • Benutzerfreundlichkeit
  • Geschwindigkeit
  • Navigation
  • Ästhetik
  • Leistung

Ziel ist es, die Stärken und Schwächen des neuen Produkts im Vergleich zum Benchmark-Produkt zu identifizieren. So ist die Chance höher, dass Entwickler:innen und Designer:innen etwaige Verbesserungsmöglichkeiten direkt ins Auge fallen.

Sie können wertvolle Erkenntnisse über Vorlieben und bewährte Praktiken gewinnen. Unterschiede in der Benutzererfahrung können schneller verstanden und die eigene Anwendung kann entsprechend optimiert werden.

Fazit

Insgesamt ist das Usability-Testing ein unverzichtbarer Schritt im Entwicklungsprozess von digitalen Produkten wie Apps, Softwares und Websites. Schwächen und Fehler können frühzeitig zu erkannt werden, um eine positive Nutzererfahrung zu schaffen. Das sorgt letztendlich für eine höhere Nutzerzufriedenheit und dafür, dass die Produkte wiederholt genutzt werden. Gegebenenfalls sogar für einen Wettbewerbsvorteil.

Usability Testing kann also entscheidend für den Erfolg von Softwares, Webseiten oder Apps sein. Die Usability eines digitalen Produkts ist letztendlich der entscheidende Faktor dafür, ob ich es gut finde und mir die Nutzung Spaß macht - oder nicht.

Mithilfe des Usability-Testings können Entwickler.innen und Designer:innen sicherstellen, dass eine Anwendung oder Website für die Nutzer:innen intuitiv zu bedienen und leicht zu verstehen ist.

Die Zielgruppe kann schon während der Entwicklung mit einbezogen werden und wertvolles Feedback geben. So kann das Produkt schnell und bereits vor der Veröffentlichung an die Nutzerbedürfnisse angepasst werden kann.

Natürlich können auch erst nach dem Launch Informationen über die Benutzerfreundlichkeit eingeholt werden. Zum Beispiel über Online-Fragebögen oder die Analyse von Daten.

Generell sollte das UX-Testing aber keine einmalige Sache sein, da sich die eigenen Ansprüche oder die der Zielgruppe im Laufe der Zeit ändern können. Gegebenenfalls müssen also zu einem späteren Zeitpunkt noch Informationen eingeholt und Anpassungen vorgenommen werden.

Weißes Männchen vor einem hellblauen Informations-i. Auf der Brust das hellblaue Logo unserer Firma.

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